Max Raeuber - Wiederholung "Riot Act"

Max Räuber in "Riot Act" bouldern Frankenjura


Quelle: Scarpa
Foto: Peter Würth

Eine Geschichte von Frustration, Verzweiflung und Durchhaltevermögen. – Meinem schwersten Boulder.

Alles begann damit, dass ich 2015 zwecks Studium ins Frankenjura zog. Gleich an einem meiner ersten Tage, wollte mir Tom „Riot Act“ zeigen, doch ich lehnte ab. „Zu schwer, Ich will mich erst noch an den Kalk hier gewöhnen“- war meine Antwort. Ein paar Wochen später fuhr ich, zusammen mit Jochen, dann doch noch hin und konnte innerhalb der ersten Session alle Züge machen. Die Motivation war hoch! Doch mir war sofort klar, in meiner damaligen körperlichen Verfassung würde das nichts. So half nur eins, ich schloss mich während einer 2-3 monatigen Schlechtwetterphase in der Kletterhalle ein und trainierte. Ich bolzte ohne Sinn und Verstand, so wurde das Campusboard zu meinem Besten Freund.

Bald darauf ging es über Neujahr ins Tessin und das Training trug Früchte. Ich war unter anderem in der Lage „Amber“ zu klettern. Und bei vielen anderen schweren Bouldern hatte ich die Einzelzüge recht fix und konnte auch guteLlinks klettern. Aber im Frankenjura war das Wetter immer noch beschissen und so ging es in den Semesterfeien wieder ins Tessin, diesmal holte ich mir „Dagger“ ab. Ich war langsam zuversichtlich und so startete ich meine ersten Versuche in „Riot Act“, sobald das Wetter es zuließ. Doch das mit dem Wetter ist im Franken so ne Sache und deshalb (eventuell auch dank fehlender Fitness) musste ich mich im Frühjahr leider ohne Durchstieg zufrieden geben. Da das Wetter sowieso zu warm war und Ich im Sommer wieder weg wollte wurde mal wieder trainiert. Alle die mich kennen wissen schon, dass Campusboard und Hangwaage meiner Meinung nach sowieso genau so viel Spaß bringen wie Bouldern.

Der Sommer kam, aber mit ihm ging auch meine Fitness. Aber mit dem Herbst vor der Tür kam auch die Fitness wieder und so konnte ich mir nicht nur „Wrestling with an Alligator“ und „Geisel Gottes“ abholen. Nein ich war auch wieder syked für „Riot Act“. Gleich die erste Session im Herbst war sehr vielversprechend und so redete ich mir immer wieder ein, diese Saison wäre meine.

Doch die Zeit verstrich und der Boulder warf mich immer wieder ab. Es war ein Trauerspiel, entweder war es zu feucht, ich zu schwach oder einfach zu doof. Doch als ich dann auch noch an den letzten leichten Zügen abflog verstand ich die Welt nicht mehr. Glücklicherweise waren die Bedingungen am kommenden Wochenende immer noch Top.Und so ging es mal wieder ans „Riot Act“. Doch diesmal war es anders, ich wusste ich muss es klettern, ich wusste ich könnte noch hundert Mal versagen und ich wusste, dass es langsam peinlich wurde. Diesmal riss ich mich zusammen, ich wärmte mich besser auf als je zuvor, wiederholte jeden Einzelzug, verinnerlichte ein letztes Mal jede Körperposition bis ins kleinste Detail und wartete auf den einen Go. Als dieser eine Go kam war ich ruhig. Zug für Zug arbeitete ich mich voran. Mir wurde bewusst : „Das klettere ich jetzt“. Doch meine Reserven schwanden. Selten hatte sich ein Projekt im Durchstieg körperlich anstrengend angefühlt, „Riot Act“ war die Ausnahme. Endlich Im Letzten Zug ankommend rutschte mir im Zug der Fuß, mein Körper bekam einen ordentlichen Zug nach hinten.

Mir schoss nur ein Gedanke durch den Kopf: „Nein!“. Ich reagierte blitzschnell, ohne nachzudenken griff ich zu der rechten Hand dazu. Und siehe da ich hing immer noch, es war vorbei, endlich war es vorbei.

Ich hatte mich festgebissen und nicht mehr los gelassen, ich hatte „Riot Act“ endlich geklettert.

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