Zittauer Gebirge +VIDEO+BILDER
Text: Thomas Franze
Fotos: Maik Urbczat, Thomas Franze
So, nachdem auf Kletterszene nachzulesen ist, wie sich Bayern im sächsischen Sandstein so anstellen, wollte ich hier auf Boulderrausch nicht noch mehr Geschichten erzählen. Das Aufzählen von vielen großen Zahlen ist auch nicht mein Ding, zum einen back ich nur kleine Brötchen, zum anderen möchte ich mein Heimatgebiet vorstellen, das vielmehr ein Gebiet für jedermann ist.
Im Zittauer Gebirge haben Obbi, ich und noch viele andere das Klettern gelernt – damals vor zwanzig oder dreißig Jahren mit einem alten Seil, mit Turnschuhen und meistens einem mutigen Vorsteiger. Bis zur Jahrtausendwende lag der Fokus auf dem Seilklettern. Gebouldert wurde zwar auch, allerdings nur zu Trainingszwecken oder aus Spaß. Dennoch zeugen einige ältere Boulder – ich denke hier an die Studentenspur (6c+) von 1985 – von einem durchaus gutem Niveau von damals.
Das Gebiet liegt im südöstlichsten Teil Deutschland direkt im Dreiländereck zwischen Deutschland, Tschechien und Polen. Die Felsen bestehen aus Sandstein, der recht unterschiedliche Konsistenz aufweist. Auf drei der Mittelgebirgsberge (Ameisenberg / Töpfer / Weißer Stein) ist der so hart, dass er sich hervorragend zum Bouldern eignet. Nach Regen trocknet der Fels sehr schnell ab, teilweise nimmt das Gestein aufgrund seiner Festigkeit gar keine Feuchtigkeit auf. Die Oberflächenstruktur ist extrem vielseitig. Waben, Löcher, Slooper, Leisten – praktisch das ganze Programm wird geboten und dies auch noch in allen Rauheitsgraden. Moment: so rau wie der Granit in Pethrograd ist es nicht.
Es gibt verdammt viele Böcke, gezählt habe ich sie nicht. Aber wenn ich es grob überschlagen sollte, würde ich auf mittlerweile 500 wirklich eigenständige, logische und undefinierte Linien tippen. Klingt jetzt nicht so viel, aber was ich in anderen Gebieten gesehen habe, könnte man hier auch noch mal das doppelte dazu definieren, was es aber auch nicht besser macht. Das finde ich auch das Schöne am Sandstein: viele Linien sind einfach nur logisch – man sucht sich einen glatten Block und darin die leichteste Linie nach oben. Ein Teil der Boulder ist auch recht großzügig – da geht’s dann teilweise bis zu 4 Meter nach oben. Die Absprunggelände sind meistens sehr gut. Für nur wenige Boulder braucht man überhaupt einen Spotter bzw. mehr als eine Matte. Klar – es ist immer besser, wenn man zu zweit oder zu dritt mit mehreren Matten unterwegs ist, aber das Absprunggelände ist nur selten verblockt.
Zu den Schwierigkeiten: Auf dem Töpfer gibt es richtig griffige Blöcke mit ein paar eingerichteten Parcours im 3, 4 und 5 französischen Bouldergrad. Auch für Kinder ist es ideal. Die Masse der Boulder bewegt sich am Töpfer im fünften und am Ameisenberg im 6. Grad. Boulder im 7. Grad gibt es mittlerweile um die 50 Stück, davon etwa 10 im oberen 7. Grad. Achter gibt es wahrscheinlich noch nicht und wenn dann nur sehr wenige. Wie finde ich die Boulder? Einen Führer gibt es nicht. Ganz ohne Brisanz ist das Thema auch in Zittau nicht, wenn auch deutlich entspannter als bspw. in der Fränkischen. Auch weil es noch extrem gering frequentiert ist. Klar, eine Möglichkeit ist, sich bei Locals zu erkundigen. Einen guten Einstieg bekommt man, wenn man auf den Gipfel des Töpfers hochläuft , von dort Richtung Böhmische Aussicht und dann kann man die Boulder linkerhand praktisch nicht verfehlen. Auf dem Ameisenberg befinden sich die meisten Boulder auf der Linie zwischen der Götzensteinaussicht und dem Ameisenberggipfel und dabei linkerhand des Weges. Die meisten Boulder sind mit kleinen Pfeilen markiert.
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