Reisebericht - Rock around the world - von Jochen Perschmann

Ich hatte schon ewig den Plan, nach dem Abitur eine Kletterreise zu starten, lang und weit. Nachdem ich dann 2006 endlich die Schulbank verlassen durfte ging es am 24. Oktober los. Wir das heißt Moritz Eisenlauer aus Burghausen, Stefan Bühl aus Rottweil, Mira Wizemann aus München und ich standen hoch bepackt mit jeweils ca. 70 Kilogramm Gepäck sowie unserem „round the world“ Ticket am Stuttgarter Flughafen. 9 Monate nur Klettern standen vor uns. Die Reiseroute sollte uns an die Ost- und Westküste der USA, nach Fiji, Neuseeland, Australien und zu guter Letzt noch nach Süd-Afrika führen.

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Erster Stopp war das 3 Stunden nördlich gelegene Rumney bei Plymouth in New Hampshire. Bombastische Kletterei in super hartem Granit fanden wir hier vor. Man kann hier alles machen, Multipitch-, Traditional-Sportkletterrouten und Bouldern. Ziemlich genau 2 Wochen verweilten wir in diesem Gebiet auf unserem Campingplatz.
Leider war es wirklich bitter kalt und regnete ziemlich oft. Vom Klettern ließen wir uns aber nicht abhalten. Die Kletterei dort ist jedenfalls oft sehr technisch Anspruchsvoll aber auch kräftig, einfach genial. Höhepunkte waren sicher meine Begehungen von „DR. NO“ 5.14a (10+), der ersten Route in diesem Grad New Englands sowie „Riviera“ 5.13d (10). Es ist ein super Gebiet auch für Boulderer die keine Ausdauer haben.
Zweieinhalb Wochen später saßen wir dann, nach einem kurzem Besuch der New York City, schon wieder im Flieger nach Los Angeles mit den Zielen Yosemite, Bishop und den Red Rocks.
Mit unserem neu erworbenen Auto ging es direkt ins weiter nach Yosemite.

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Super Bouldergebiet mit hohem Lifestyle Faktor mit meist ebenem Absprunggelände. Eine Großzahl der Boulder befindet sich unmittelbar neben den Zelten auf dem Camp 4 und die Kletterei ist auch sehr abwechslungsreich (Platten, Dächer, Kanten…) in super allerdings ziemlich reibungslosem Granit. Zu empfehlen sind besonders die abgefahrenen Risse wie „Bachar Cragger“ V4 aber natürlich auch Boulder wie „Cocain Corner“ V5, „Dominator“ V12, „Stick it“ V11, „King Cobra“ V6, „Midnight Lightning“ V9 und vieles mehr.

Zu Nikolaus fuhren wir nach Bishop, einer kleinen Stadt in mitten der Sierra Nevada. Unser nächstes Ziel waren die Buttermilks, ein weiteres Top Bouldergebiet auf ca. 2000 m und umgeben von etlichen 4000’ern. Super scharfer, fester und steiler Granit zeichnen das Gebiet aus. Kräftige Kletterei und die Bedingungen sind, zumindest im Winter da es sich ja mitten in der Wüste befindet, immer top. Zwar nicht so super wie die Buttermilks aber sicherlich trotzdem ein Besuch wert sind die Happy- und Sad-Boulders direkt bei dem Campground.
Hier passierte allerdings auch der einzige richtige Problemfall der Reise.
Am Ende des Klettertages legten der Stefan und ich jeweils unser Crash Pad mit Kletterrucksack unter einen großen Boulder an einen Weg. Ich wollte eigentlich nur für 5 Minuten zum Parkplatz rauflaufen, um das Auto zu holen. Dann fiel mir aber ein, dass der Autoschlüssel noch in meinem Kletterrucksack war. Also lief ich wieder zurück und alles war weg. Crash Pad, Rucksack mit 4 Paar Kletterschuhen, Chalkbags, Leatherman, Geldbeutel mit Kreditkarten, EC Karte, Personalausweis, Führerschein, 170$… und natürlich unser einziger Autoschlüssel. Da saßen wir also mitten in der Wüste und mussten sehen, wie wir das Auto wieder zum Fahren bringen könnten. Dank einem hilfreichen Einheimischen gelang das dann auch. Wills Young der Autor des Bishop Boulderguide sowie Lisa Rands ließen uns für zwei Tage bei sich wohnen und halfen uns. Allerdings dauert es noch bis Australien, bis ich wieder zu einem in Deutschland neu beantragten Führerschein kam. Den ganzen Rest bekam ich nie mehr wieder. In den USA durfte ich wenigstens noch Auto fahren mit einer handgeschriebenen Erlaubnis auf der Visitenkarte eines Sheriffs!

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Neuseeland, das Land der Kiwis, Schafe und grünen Wiesen.
Super schöne Landschaft. Da wir in Auckland ankamen aber eigentlich nach Castle Hill bei Christchurch wollten mussten wir noch 2 Tage lang quer über die Insel fahren und konnten so doch einiges davon sehen. Einmal angekommen in Castle Hill haben wir es allerdings nicht mehr weiter wie nach Christchurch, die Ost oder die West Küste geschafft. Castle Hill war einfach einmalig. Grüne Wiesen soweit das Auge reicht und überall stehen super kompakte Kalkstein-Eier herum. Eigentlich kann man Castle Hill mit Fontainbleau vergleichen. Alles rund, viele Mantel, Sloper, Platten… auf jeden Fall ein Besuch wert.
Ein Paar wenige Routen sind sogar auch vorhanden. Ich versuchte mich an einer der schwersten Routen des Landes, „Angel of Pain“ 32 (10+). Die Züge gingen auch super doch leider waren die Löcher so scharf dass die Kanten mir so gnadenlos die Finger zerschnitten, dass ich aufgeben musste. Schade eigentlich, schließlich hatte
die Route seit der Erstbegehung 1991 keine Wiederholung. Außer den Standartgebieten wie Spittle Hill und Quantum Field ist ganz besonders Fock Hill unbedingt einen Besuch wert. Der Zustieg ist zwar etwas länger dafür sind die Boulder aber noch nicht so abgespeckt und im Allgemeinen steiler. Ein Topo gibt es bisher noch nicht aber dort oben findet man immer ein paar Locals die sich auskennen.

Ein Monat später, Mitte März, ging es dann schon wieder in neue Gefilde.

Australien!
Angekommen in Sydney durften wir freundlicherweise bei Happy Volk Quartier nehmen, einem ausgewanderten Kletterer aus dem Donautal. Wir gingen einen Tag Bouldern im Busch mitten in Sydney, quasi im Vorgarten vom Happy. Dann zog es uns aber doch direkt in die Blue Mountains ca. 2 Stunden westlich von Sydney bei Blackheath und Katoomba.

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Nach 3 Wochen ging es weiter in den Süden nach Melbourne und kurz später in die Grampians, welche sich ca. 3 Stunden nordöstlich von Melbourne ausbreiten. Ein bombastisches Gebiet, meiner Meinung nach sogar das beste das ich jemals gesehen habe. Super schöner roter Sandstein, steil, athletische Kletterei und jedes Stück Fels das man sieht oder anfasst ist auch gut bis perfekt. Ich war und bin einfach begeistert von den Grampians. Viel laufen muss man zwar und das manchmal mitten durch den Busch, wo die ganzen gefährlichen und teilweise mausgroßen Spinnen oder gar Schlangen hausen, aber das kann man auch noch wegstecken. Wir waren alle so fasziniert von dieser Gegend, dass wir es gar nicht schafften auch nur einmal in dem Nachbargebiet Arapiles hand anzulegen. Vor allem das Gebiet um den Mt. Stapelton mit der Taipan Wall, Hollow Mountain Cave, Andersons, Ammagmma, den Campground Boulders… hat es uns angetan. Mira versuchte ganz verbissen „Serpentime“ 30 (8a+), die wohl berühmteste Route Australiens. Ich konnte mit „Forced Entry“ V12 und „Panoptikum“ V12 zwei 8a+ Boulder verbuchen. Moritz kletterte mit „Like a Koala on his Eukalyptus“ eine weitere 8a+ Route. Stefan holte sich mit den Begehungen von „Krusti“ und „Butthole Surfer“ zwei weitere V10 (fb 7c+) Boulder. Außer den gemachten Bouldern ist noch „Ammagamma“ V13 ein super Boulder, die Ground control Cave´s sollen super sein… .Einfach probieren ist eh alles genial und es gibt noch unendlich Potenzial für Erstbegehungen.

Ja, damit es aber nicht all zu langweilig wird  kam natürlich noch ein weiterer Stationswechsel.
Mitte Mai flogen wir weiter von Melbourne über Sydney nach Johannesburg ins Land der Löwen und Elefanten – Südafrika. Wir starteten unseren Südafrika-Aufenthalt ziemlich entspannt. Eine eintägige Safari bei der wir richtig mit einem „Defender“ durch die Pampa gefahren sind stand an. Löwen, Nashörner, Nilpferde, Warzenschweine, Giraffen, Elefanten… waren wirklich uneingezäunt in greifbarer Nähe. Beeindruckend! Unsere Tour führte nun noch weiter an der Küste über Kapstadt bis in die Cederberg Mountains bei Clanwilliams, ca. 3 Stunden nördlich von Kapstadt. Dies ist übrigens die Stadt aus der der Rooibos Tee herkommt.
Die Rocklands sind landschaftlich bombastisch. Es gibt Millionen von Blöcken auf einer Fläche so groß wie Belgien. Allerdings sind ca. 90% davon qualitativ ziemlich schlecht oder zu klein. Und bis man mal die paar Boulder findet die in den meist ziemlich schlechten Topos auch beschrieben sind vergeht oft eine Ewigkeit. Dummerweise waren, zu der Zeit als wir dort waren, auch noch keine Lokals dort, so dass wir ganz alleine mit den komischen Topos durch das Felsenlabyrinth stapfen mussten. Na ja aufgrund unserer relativ schlechten Rahmenbedingungen hat es uns dort jedenfalls nicht so wirklich gefallen. Es gab schon den einen oder anderen guten Boulder aber die guten Probleme waren immer ewig weit auseinander und das Wetter war meist ziemlich mies... Nachdem wir 2 Wochen in sintflutartigen Regen saßen und die Wettervorhersage bis zum Ende der Vorhersage ebenfalls nur weiteren Regen vermeldete hatten wir Wort wörtlich die Schnauze voll. Also packten wir kurz entschlossen eines verregneten Morgens unsere sieben Sachen zusammen und fuhren Richtung Kapstadt zum Flughafen.
Ein Tag später waren wir wieder zurück in Deutschland.

Trotzdem ein paar Tipps zu den Rocklands:

Die Sektoren Roadside, RoadCrew und Cedar Rouge Area sind ganz gut. Die Campground Boulder Area hat uns nicht so wirklich gefallen und das neue aber noch kleine Topgebiet gegenüber dem Teapot Campgrounds sieht auch super aus. Hier sind mir allerdings nur eine V13 und eine V11 von Klem Loskot bekannt. Außerdem soll ab Frühjahr 2008 ein richtiger Boulderführer für die kompletten Rocklands herauskommen.

Mehr mit vielen Bildern, dem vollständigen Text unter: Jochen.Perschmann.Info

Am 19. Januar ab 21 Uhr wird ein Dia-Vortrag in
Stuttgart in der Kletterhalle stattfinden. Der Eintritt ist kostenlos!
Weitere Vorträge mit Terminen in München,Burghausen und Traunstein folgen.

Jochen Perschmann September 2007